Deutschland im Jahr 2022. Immer noch hinkt etwa die Hälfte aller Unternehmen bei der Digitalisierung hinterher. Der Weg nach vorne gestaltet sich schwierig, gerade jetzt sind IT-Ressourcen gefragter denn je. Fast 100.000 freie Stellen für IT-Fachkräfte waren Ende letzten Jahres offen¹. Viele der talentierten Fachkräfte sind bereits in Unternehmen und Projekten gefestigt. Kein Wunder also, dass der Blick immer häufiger ins Ausland wandert. Mit sogenanntem Nearshoring versucht man, ausländische IT-Ressourcen für die heimischen IT-Projekte zu nutzen.
Ein Vorhaben, das häufig scheitert, erklärt Mathias Menzel-Nielsen. Er betreut das Thema Nearshoring bei Silpion, verfolgt aber einen anderen Ansatz, Easyshoring genannt. Als Global-Architect ist Mathias viel herumgekommen – von Johannesburg, über Kairo, Madrid bis hin zu Dubai – und hat häufig mit internationalen Teams gearbeitet. Daher weiß er nur zu gut, worauf es beim Aufbau und der Betreuung solcher Teams ankommt. Wir haben ihn zum Thema befragt.
- Warum funktioniert Nearshoring häufig nicht so, wie gewünscht?
- Was machen wir bei Silpion anders? Was macht Easyshoring aus?
- Wie beginnt der Easyshoring-Prozess typischerweise?
- Die Easyshoring-Erfolgsgarantie
- Nicht nur eine Sache des Preises
- Wie hoch sind die Barrieren tatsächlich? Drei typische Vorurteile
- Fazit
Warum funktioniert Nearshoring häufig nicht so, wie gewünscht?
Mathias: Klassisches Nearshoring scheitert oft bereits am Mindset. Man möchte für möglichst wenig Geld möglichst viele Entwickler und Entwicklerinnen bekommen. Häufig, um kurzfristig Probleme zu lösen. Ein typischer Irrglaube dabei ist, dass ein Problem schneller gelöst wird, je mehr Fachkräfte eingesetzt werden. Das Gegenteil ist oft der Fall.
Genau dieses Mindset wird jedoch von den meisten Nearshoring-Anbietern bedient. Schlussendlich fühlen sich viele Unternehmen überrumpelt, da die Erfahrung mit ausländischen Entwicklerteams fehlt.
Was machen wir bei Silpion anders? Was macht Easyshoring aus?
Mathias: Bei Silpion konzentrieren wir uns auf einen einfachen und nachhaltigen Einstieg. Easyshoring bedeutet für uns, die Kunden an die Hand zu nehmen und uns dem Thema nicht übereilt, sondern Schritt für Schritt anzunähern. Quasi „Nearshoring auf Hamburgisch“. Hierfür stellen wir einen deutschsprachigen Projektmanager bzw. Projektmanagerin sowie bei Bedarf auch einen deutschsprachigen Softwarearchitekten oder Softwarearchitektin bereit, die sich dem Thema annehmen. Diese fungieren als Brückenköpfe und stellen sowohl die Kompatibilität, als auch die nahtlose Zusammenarbeit mit den ausländischen Teams sicher. Easyshoring ist mehr als Nearshoring. Es funktioniert auch bei Unternehmen, die bislang nicht auf eine internationale Zusammenarbeit ausgelegt sind und z.B. hauptsächlich auf Deutsch kommunizieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt von Easyshoring ist das ganzheitliche Abbilden unserer Silpion-Werte. Egal ob Kunden mit unseren lokalen oder internationalen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten, sie finden immer dieselbe familiäre Atmosphäre wieder. Arbeitszeit bedeutet schließlich Lebenszeit und in dieser möchten wir zusammen wachsen – z. B. indem wir unsere Belegschaft fördern, Zeit für die Familie freiräumen oder gemeinsam Mittag essen. So schaffen wir ein Arbeitsklima, das zufriedene und langfristig gebundene Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zur Folge hat. Das wiederum kommt auch den Projekten zugute, da diese von stabilen Teams profitieren.
Wie beginnt der Easyshoring-Prozess typischerweise?
Mathias: Nach einer umfangreichen Analyse und dem gemeinsamen Entwurf von Strategie und Architektur mit unseren deutschen Experten, stellen wir bei Silpion ein entsprechendes Team zusammen. Hier können wir auf ein Partnernetzwerk an ausgewählten Standorten in der EU zugreifen. Wichtig ist uns dabei die Nachhaltigkeit. Wir setzen daher vermehrt auf feste, eingespielte Teams und vermeiden dadurch Know-How-Verluste. Aber auch die Suche und Zusammenstellung von komplett neuen und dedizierten Teams, z. B. für Großprojekte, ist machbar.
Anschließend sorgen wir für eine reibungslose Schnittstelle zwischen Unternehmen und Projektmanagement. Gleichsam kümmern wir uns darum, dass das Team gut organisiert ist und sich wohl fühlt. Wie weit unser Support reicht, hängt vom Wunsch des Kunden ab. Wünscht er zum Beispiel, seinen eigenen Product Owner zu stellen, ist dies natürlich ebenso möglich.
Die Easyshoring-Erfolgsgarantie
Für Unternehmen, die noch nie mit Nearshoring in Berührung gekommen sind, bieten wir einen Testlauf an. Damit prüfen wir die Kompatibilität zwischen dem internationalen- und dem lokalen Team beziehungsweise dem PM. So können sich Kunden ein umfangreiches Bild machen, für das ein einfaches Interview oft zu kurz wäre. Wenn die Arbeit zwischen den Teams gut läuft, kann das weitere Vorgehen besprochen werden. Ist der Kunde hingegen nicht von der Zusammenarbeit überzeugt, finden wir zusammen eine Lösung.
Nicht nur eine Sache des Preises
Bei Easyshoring geht es längst nicht nur um geringe Kosten. Die Qualität spielt eine ebenso große Rolle. Bei Teams aus dem Ausland wird oft von einem Qualitätsgefälle ausgegangen. Tatsächlich aber stehen die Entwickler und Entwicklerinnen aus den östlichen europäischen Mitgliedsstaaten denen aus Deutschland in nichts nach. Häufig ist sogar das Gegenteil der Fall, wofür es drei Gründe gibt:
- Durch den internationalen Blickwinkel haben wir einen größeren Pool potenzieller Talente. Und gerade, weil die Gehälter aber auch Lohnneben- und Lebenshaltungskosten in diesen Ländern niedriger sind, nehmen Entwickler und Entwicklerinnen aus z. B. osteuropäischen Ländern oft früh an internationalen Projekten teil, wodurch sie bereits in jungen Jahren wertvolle Erfahrungen mitnehmen. Die Chance bei der Talentsuche ist also erhöht.
- Auf der anderen Seite leiden wir in Deutschland unter einem Fachkräftemangel. Die besonders guten Entwickler und Entwicklerinnen sind häufig bereits bei Unternehmen angestellt. Die verbleibenden sind wiederum sehr umkämpft, wodurch das Verhältnis von Preis und Leistung (Qualität) schlechter ausfällt.
- Durch den erweiterten Blickwinkel auf Kultur und Technik eröffnen sich lokalen Teams oft neue Horizonte und Denkanstöße sowie Anregungen für neue Technologien.
Wie hoch sind die Barrieren tatsächlich? Drei typische Vorurteile
- Die Distanz erschwert eine gemeinsame Zusammenarbeit: Seit einigen Jahren wird immer deutlicher, dass Entwickler und Entwicklerinnen nicht unbedingt vom selben Büro aus arbeiten müssen, um gute Leistungen zu erbringen. Gerade die Corona-Pandemie, bei der viele Unternehmen größtenteils auf Home-Office umgeschaltet haben, hat uns dies bewiesen. Es ist daher gar nicht schlimm, wenn sich Entwicklerteams nicht immer im selben Land aufhalten.
- Zeitzonen verhindern ein paralleles Arbeiten: Der zeitliche Unterschied wird oft überschätzt. Wenn es sich nicht gerade um Ostasien oder den amerikanischen Raum handelt, spielen Zeitzonen eine eher marginale Rolle. So stehen wir beispielsweise mit guten Entwickler und Entwicklerinnen aus Budapest in Kontakt. Die ungarische Hauptstadt teilt sich dieselbe Zeitzone mit Deutschland. Aber selbst bei Kairo ist es gerade mal eine Stunde Unterschied zu uns. Eine Terminfindung ist also nicht nennenswert schwieriger.
- Kommunikationsprobleme durch verschiedene Sprachen: Auch hier wird gerne übertrieben, denn mit Englisch kommt man tatsächlich sehr gut zurecht. Viele der jungen Menschen aus Ländern wie Ungarn kommen sehr früh mit Englisch in Berührung. Das liegt mitunter daran, dass viele Inhalte (z. B. Filme) gar nicht in die Heimatsprache übersetzt werden und auf englischer Sprache konsumiert werden. Ein weiterer Grund ist, dass sie gerade wegen des geringeren Einkommens in der Heimat oft an internationalen Projekten mitwirken und Zeit im Ausland als Expats verbringen.
Der globale Trend geht dahin, dass es zukünftig eine immer kleinere Rolle spielen wird, wo sich die Teams aufhalten.
Fazit
Mit Nearshoring helfen wir Unternehmen unterschiedlichster Größenordnungen dabei, nachhaltig in das Thema Nearshoring einzusteigen. Sie erhalten dadurch dringend benötigte IT-Ressourcen, die nicht nur wirtschaftlich attraktiv sind, sondern auch eine gute Qualität mit sich bringen.
Easyshoring ist überdies eine hervorragende Möglichkeit, um internationale Kontakte zu knüpfen und erste Erfahrungen mit europäischer Zusammenarbeit zu sammeln. Es erweitert nicht nur den eigenen Horizont, sondern schafft auch neue Perspektiven auf Technologien. Durch die internationalen Erfahrungen steigt schließlich auch die Qualifikation der eigenen Belegschaft, sodass sie sich im zukünftig härteren globalen Wettbewerb besser behaupten können.