Image

Lass mal hören – Über die Macht des Zuhörens

16. Dezember 2022

Share on:

In unserer schnelllebigen Welt musst du dir schon was einfallen lassen, um aufzufallen. Sie ist laut, bunt, performant. Wir wollen uns gekonnt präsentieren, andere überzeugen, gut abzuliefern, Recht haben. Gekonnt reden ist Gold. Aber was ist eigentlich mit dem Zuhören? Ist das nicht mindestens genauso wichtig?

Zuhören bedeutet dazulernen

Der Dalai Lama hat dazu natürlich eine Weisheit parat:

Wenn du redest, wiederholst du nur, was du schon weißt. Aber wenn du zuhörst, lernst du vielleicht etwas Neues.

Da hat er wohl recht. Zudem ist Aufmerksamkeit das Wertvollste, das man seinem Gegenüber schenken kann. Einfach mal nur zuhören. Aber wann hören wir unseren Kolleg:innen / Teammitgliedern / Gesprächspartner:innen einfach nur zu? Ohne dabei innerlich eine To-Do-Liste durchzugehen oder eine Antwort, ein Urteil, eine Frage im Kopf vorzubereiten… Um dann, sobald der Andere kurz Luft holt, einen eigenen Beitrag einzustreuen. (Ist ja wichtig, was ich dazu zu sagen habe.)

“Zuhören” oder Zuhören?

Bei dieser Art von „Zuhören“ sind wir vornehmlich mit uns selbst beschäftigt, d. h. mit der Aufmerksamkeit nicht beim Anderen. Ob aus Zeitmangel, fehlender innerer Kapazität oder schlichtweg aus Desinteresse: Wenn wir unsere Ohren verschließen, verursacht das stets Minuspunkte auf dem Beziehungskonto. Wir Menschen merken, ob man uns wirklich zuhört.

Was passiert hingegen, wenn ich merke, dass man mir zugewandt zuhört? Wenn mir Beachtung geschenkt wird, wenn man mir zunickt, mir Zeit für die richtigen Worte gibt, mir keiner ins Wort fällt oder mit etwas anderem beschäftigt ist. Wenn man mir Fragen stellt, um mehr zu erfahren. Das fühlt sich gut an. Das entspannt und bestärkt innerlich. Denn Zuhören signalisiert Interesse und Wertschätzung.

Die Schatzkarte im offenen Ohr

Schauen wir uns doch die „Wertschätzung“ mal genauer an. Es ist eine Zusammensetzung aus den Worten Wert und Schatz oder schätzen im Sinne von würdigen. Wenn wir das weiterspinnen, dann stellen wir fest: In jedem Menschen steckt ein Schatz, dessen Wert wir erst erkennen, wenn wir ihn beachten. Und Beachtung öffnet einen Raum für Verbindung. Die suchen wir alle, sind wir doch soziale Wesen und eines unserer Grundbedürfnisse ist das nach Zugehörigkeit, nach Aufmerksamkeit. Die Erfüllung dieses Bedürfnis macht uns zufrieden, es führt uns sozusagen zum (innerlichen) Frieden. Das Wort Friede oder Frieden wiederum bezeichnete im historischen Kontext zunächst eine Rechtsordnung als Grundlage für eine Gemeinschaft, später dann einen Waffenstillstand und heute steht es für Eintracht und Harmonie.
Zuhören ist also ein ziemlich großes Ding für jeden Einzelnen und eine Gemeinschaft. Es bietet die Chance, etwas Neues zu erfahren und voneinander zu lernen.

Eine kleine (Zu)hörprobe

Probiert das gern mal aus. z. B. im nächsten Team-Meeting. Eröffnet es damit, dass jeder / jede die ersten 3-5 Minuten (eine Person behält die vereinbarte Zeit im Auge) einfach frei nach Schnauze darüber spricht, was ihn oder sie gerade bewegt oder beschäftigt. Vielleicht der nervige Kunde, die Deadline im Projekt und dann noch das kaputte Auto. Wichtig: Der Redebeitrag wird nicht kommentiert, auch nicht im Nachgang. Es darf einfach nur zugehört werden. Alle bekommen nacheinander die gleiche Zeit zu sprechen. Wer nicht an der Reihe ist, schweigt und hört zu.

Im Übrigen ist Zuhören an sich eine entspannte Sache, denn es gibt nur ein To Do: zuhören. Also, lass mal öfter hören!